20
Aug
2009

Der erste grobe Überblick

1981 gründeten Piet Wiedenhöfer und Marina Jeske in Neuss, Ortsteil Speck-Wehl das Neusser Druckerkollektiv. Firmensitz wurde eine Holzbaracke, die wir uns mit Marinas Vater, einem Baggerunternehmer teilten. Geheizt wurde mit Kohleöfen (wenn das mal erlaubt war...) und da der Fußboden aus Holz bestand, wackelten bei jedem Schritt die beiden Druckmaschinen gewaltig. Im Sommer war es drinnen prima heiß, wie das eben bei einem Flachdach mit schwarzer Dachpappe ohne Isolierung sein kann. Da wurden dann schon mal die Farbdosen in den Kühlschrank gestellt, damit das Drucken überhaupt noch möglich war, bei teilweise 28 grad Celsius Raumtemperatur. Die ersten Jobs waren Flugblätter für die Neusser und Düsseldorfer Hausbesetzerszene, für die örtliche DFG-VK, linke Gruppierungen usw. Schwerpunkt sollte neben dem korrekten politischen Engagement der aktive Umweltschutz in unserer Druckerei sein. Schon damals wurden alle anfallenden Chemikalien fachgerecht entsorgt und wir waren eine der ersten Druckereien, die konsequent Drucksachen auf Recyclingpapieren produzierte. 1983 zogen wir in unseren heutigen Standort nach Düsseldorf um. Der Name Neusser Druckerkollektiv passte nun nicht mehr zu uns und von nun an firmierten wir als TIAMATdruck Kollektiv. Schnell vergrößerte sich das Kollektiv. Jeder Kollektivist wurde Miteigentümer an der Firma und den Produktionsmitteln und es gab keinen Chef. Wir alle wollten gemeinsam über unser Arbeitsleben entscheiden, alle bekamen den gleichen, kleinen aber selbstverdienten Lohn. Zwei mal pro Woche traf sich das Kollektiv zur berühmt-berüchtigten Kollektivsitzung. Dann blieb die Druckereitür geschlossen, die werte Kundschaft hatte gefälligst zu Warten, bis wir fertig waren. Und natürlich auch dann, wenn sich das Kollektiv geschlossen auf einer wichtigen Demo befand, blieb die Türe zu. Wir hatten die Gleitzeit der Ladenöffnungszeiten erfunden! Nach turbulenten Jahren löste sich das Kollektiv 1991 selbst auf und wurde dann die TIAMATdruck GmbH. Die Rechtsform der Druckerei hatte sich geändert, der politische Anspruch und das miteinander Umgehen in der Arbeitswelt natürlich nicht. Denn fast alle ehemaligen Kollektivisten machten in der neuen alten Druckerei weiter, nun als selbstgewählte Angestellte mit vermeintlich geregelter Arbeitszeit und festem Einkommen.

Weitere interessante Quellen:

"Rasante Berg- und Talfahrt eines Kollektivs". Artikel aus dem Jahr 1984 in der Zeitung für Selbstverwaltung "CONTRASTE" erschienen.
http://www.contraste.org/auslastung.htm

"Über einige Probleme in der Zusammenarbeit mit den Grünen", ebenfalls erschienen in "CONTRASTE"
http://www.contraste.org/grafische_betriebe.htm

Gescannte Protokolle unserer berüchtigten und legendären Kollektivsitzungen, Jahrgang 1988, Seite 1.
http://www.tiamatdruck.de/Protokolle%201988%20Seite%201.html

Demnächst wird diese Kurzform unserer Geschichte als Beginn der finalen Langfassung ersetzt werden. Alle ehemaligen zahlreichen Kollektivmitglieder, Kunden, Weggefährten und diejenigen, die was zu unserer Geschichte zu schreiben haben, sind hiermit aufgefordert, loszulegen und Geschichte zu schreiben.

Schreibt los, bevor unsere Geschichte vergessen sein wird!

Düsseldorf, im Juli 2009
Piet
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Geschichte des TIAMATdruck Kollektivs aus Düsseldorf

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Wow, das hat geklappt!!!
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